About A.K.A. Who is Who and What is What

Berlin is not Berlin. vol. 4: wozzeck

»Unser Leben ist der Mord durch Arbeit; wir hängen sechzig Jahre lang am Strick und zappeln, aber wir werden uns losschneiden.«
Georg Büchner (1835)

»Arbeit nervt.«
Deichkind (2006)

Mit BERLIN is not BERLIN schlägt Berlins anarchisches Musik- und Theater-Festival im August 2023 auf der Trabrennbahn Karlshorst auf. Vol. 4 lässt die Werke Richy Wagners hinter sich und wagt mit Alban Bergs Oper WOZZECK einen BRANDNEW START. Vor dem Panorama der näherrückenden Eigenheime präsentieren Musik-Acts und freie Theaterkollektive drei Tage und Nächte lang ihre Neubearbeitungen dieses Stoffs. Nachdem sich die Anti- Festspiele 2019-21 an großen Kultur-Events wie Bayreuth und Rock am Ring abgearbeitet haben, wenden sie sich jetzt dem Kulturstandort Berlin zu: Hier rennen wir vor der Gentrifizierung davon und unseren Jobs hinterher. Miete, Krankenversicherung, Essen, Nebenkosten wollen bezahlt sein - und wir dabei auch noch ein klein wenig glücklich werden. Deshalb hängen wir uns rein. Und wie der olle Brecht in einem Songtext schreibt, sind wir nur noch am Rennen, jagen unserem Alltag und unseren Träumen nach und hauen uns dabei gegenseitig eins vor den Latz, damit die anderen ja nicht vor uns auf der Zielgeraden ankommen. Is that all there is? Welche Perspektiven haben wir jenseits von Leistungsgesellschaft und Wettbewerb in dieser Stadt - und wie holen wir sie uns zurück?

Die getriebensten aller Theater- und Opernfiguren, das sind Woyzeck und Marie aus Georg Büchners Dramenfragment von 1837. Sie rotieren in einem Teufelskreis aus prekärer Arbeit und (Selbst-)Ausbeutung, aus dem es für sie kein Entrinnen gibt. Um 1920, also knapp hundert Jahre später, komponiert der Komponist Alban Berg auf dieser Textgrundlage seine Oper Wozzeck. Für BERLIN is not BERLIN entwickeln die inklusive Band 21 downbeat, die Musiktheater-Combo glanz&krawall, die transkulturelle Big Band Babylon ORCHESTRA, die Protest-Oper Lauratibor und das Rumpel Pumpel-Straßentheater fünf Uraufführungen, die den Wozzeck wiederum ins 21. Jahrhundert transformieren und nach einem Ausweg aus der immergleichen Misere suchen. Die Wozzeck-Splitter werden im Parallelbetrieb auf Rennbahn, Zuschauer:innen-Tribüne, im urigen Biergarten und in der Schalterhalle von diesen Expert:innen des OpenAir-Remmi-Demmis in Aktionen, Performances, Inszenierungen und Konzerten inszeniert und fügen sich wie ein Puzzle in den Köpfen der Zuschauenden zusammen. So entsteht - erweitert um die inklusive Partyreihe SPACESHIP - ein Gesamtkunstwerk im Sinne einer Oper für alle, die keine Angst vor Utopien hat. BERLIN is not BERLIN wird zu einem temporären Anti-Berlin, das in einer ziemlich aussichtslosen Situation den Widerstand feiert und sich gegen die vermeintliche Unausweichlichkeit einer durchkommerzialisierten Stadt sträubt.

LINEUP 21 downbeat, Babylon ORCHESTRA, glanz&krawall, Lauratibor, Rumpel Pumpel Theater, inklusive Partyreihe SPACESHIP & KIEZ-BÜHNE des KAHO. Raum für Kultur


KÜNSTLERISCHE LEITUNG Marielle Sterra & Dennis Depta

Wer ist Wozzeck?

Franz Wozzeck ist eine arme Sau aus einer Oper; zuvor lief er auch schonmal durch ein Drama. Zu arm, um tugendhaft zu sein und zu arm, um an Gott zu glauben. Ein Eckenpinkler. Um etwas dazuzuverdienen, stellt er sich einem Arzt für medizinische Experimente zur Verfügung und isst wochenlang nur Erbsenbrei. Seine Geliebte Marie sitzt währenddessen in der Hütte mit dem gemeinsamen Kind. Sie hat noch Träume, die sie mit Franz nicht teilen kann, denn Franz ist nur am Hin- und Her-Rennen. Marie trifft einen Gockel namens Tambourmajor, der auch ein Soldat ist, aber viel besser angezogen. Das entgeht Franz nicht. Und statt nach rechts oder oben zu treten, wählt er den patriarchatsüblichen Weg: Rache an der Frau. Eines Abends ersticht Wozzeck Marie mit einem Messer; ihr Kind bleibt allein zurück. Der Mond scheint.

Und wer ist Alban Berg?

Im beginnenden 20. Jahrhundert lernte der junge Alban B. im schönen Wien bei einem Menschen mit Namen Arnold Schönberg den fancy way of composing: Er reihte immer zwölf verschiedene Töne hintereinander und schaffte so eine mathematisch hochinteressante Musik, die auch noch ziemlich astronautisch klang. Kunst! schrien die Arnolds und Albans. Nervig! schrien andere Leute, von denen einige sehr borniert und andere Faschisten waren. Nichtsdestotrotz komponierte Alban tapfer weiter und entwickelte ein Faible für Opernstoffe, bei denen am Ende Frauen ermordet werden. Seine Ehefrau fragte mal nach WIESO und er erzählte ihr irgendwas vom „unauflöslichen Mysterium des Weiblichen“ und dem „männlichen Geist und Genie“. Diese Antwort half seiner Frau zwar nicht sonderlich weiter, wurde aber dennoch in einem Buch abgedruckt. Alban Berg hatte neben latenter Misogynie außerdem ein Problem, das gesellschaftlich stark stigmatisiert ist: Er bekam ständig Furunkel. Ein besonders schlimmes Exemplar löste eine Blutvergiftung aus, an der er mit nur 50 Jahren verstarb. Böse Zungen behaupten, seine Frau hätte aus Geiz das Furunkel unsachgemäß geöffnet und so die Entzündung ausgelöst. Ob das ihre persönliche Rache an Albans patriarchalem Holzweg war, ist nicht überliefert.

Rennleitung und Toto-Büro

KÜNSTLERISCHE LEITUNG

Marielle Sterra & Dennis Depta

leitung@berlinisnotberlin.de

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GESCHÄFTSFÜHRENDE PRODUKTIONSLEITUNG

ehrliche arbeit – freies Kulturbüro (Anka Belz)

geschaeftsfuehrung@berlinisnotberlin.de

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ASSISTENZ KÜNSTLERISCHE LEITUNG

Constanze Klar

assistenz@berlinisnotberlin.de

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DRAMATURGIE

Anna Nolte

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PRESSEARBEIT

Barbara Gstaltmayr (pr : kunst kultur projekte berlin)

barbara.gstaltmayr@berlin.de

www.barbaragstaltmayr.de

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SOCIAL MEDIA

Marc Nikoleit

propaganda@berlinisnotberlin.de

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GRAFIKDESIGN & WEBSEITE

Basics09

basics09.de

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TICKETING

Henrik Haffki, Lukas Jurrlink & Yasemin Schakmak

ticket@berlinisnotberlin.de

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TECHNISCHE LEITUNG

Fabian Eichner

technischeleitung@berlinisnotberlin.de

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TECHNIK

Benjamin Buder, Benjamin Graf, Benjamin Henkel, Josef Maaß, Vanessa Weinert

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PRODUKTIONSLEITUNG

Nils Brabandt

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ASSISTENZ PRODUKTIONSLEITUNG

Christine Ruynat

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THEATERPÄDAGOGIK & VERMITTLUNG

Daniel Beschareti

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INKLUSIONSBEAUFTRAGTE

Friederike Dötsch & Theater RambaZamba

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LEICHTE SPRACHE
Inga Schiffler

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GEBÄRDENSPRACHVERDOLMETSCHUNG

Ute Sybille Schmitz & Team

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FESTIVAL-GELÄNDEGESTALTUNG

Thomas Korn & Anna Herms

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KÜNSTLERISCHE LICHTGESTALTUNG

dunkelstrom

www.dunkelstrom.net

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FOTO

Peter van Heesen

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TEASER / VIDEO

Laura Wiegand

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KAMERA
Pascal Chiout & Matt Wolny

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ABENDDIENST

Calen Dawkins, Lucie Frahm, Nina Michl, Patricia Depta, Tobe Burges, Yasmin Baqren